Rock'n'Roll

Rock'n'Roll bezeichnet sowohl das Lebensgefühl einer Jugend- und Protestkultur in den frühen 1950er und 1960er Jahren als auch eine US-amerikanische Musikrichtung. 'Rocking and Rolling' soll die englische Bezeichnung für 'Wiegen und Wälzen' sein – ein Synonym für den Beischlaf.


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Vom Rhythm and Blues zum Beat

Musikalische Merkmale des Rock'n'Roll

Ein Frontmann, ein Gitarrist, ein Pianist, ein Kontrabass oder E-Bass und ein Schlagzeug, ab und zu auch mal ein Saxophon – fertig ist die Rock'n'Roll-Formation. Rauer Gesang, ein harter Beat im 4/4 Takt mit Backbeat, eine Boogie-Woogie-Basslinie und im Bluesschema angeordnete Riffs charakterisieren den typischen Sound des Rock'n'Roll. Zweideutige Texte und E-Gitarren statt Klaviermusik wurden Tradition. Aus dem Lindy Hop, einem Swing-Tanz der 1930er Jahre, gestaltete sich eine passende Tanzform zum neuen Genre. Akrobatische Einlagen qualifizieren diesen Tanz – artverwandt mit dem Jive und Boogie-Woogie – zum Turniertanz. Im Jahr1951 prägte der amerikanische DJ Alan Freed mit seinem Auffordern „Rock, rock, rock everybody, roll, roll, roll everybody“ zu Bill Haleys 'Rock-A-Beatin-Boogie' den Beginn der Rock'n'Roll-Ära.

Die Wurzeln im Rhythm and Blues

Am Ende der 1940er Jahre entstand in den USA das sogenannte Underdog-Dasein. Es wurde als eine Kultur gelebt. Freiheit von bürgerlicher Moral und Drogen wurden als neue Ideale über die Beat-Literatur von Autoren wie Jack Kerouac und Filmen wie 'The Wild One' mit Marlon Brando in der Hauptrolle vermittelt. Zunächst kristallisierte sich der schwarze Bebop-Jazz heraus. Schon bald entstand diese afroamerikanische Popmusik Rythm and Blues, die mit RnB abgekürzt wird. Weil sich die Big Bands des vorherigen Jahrzehnts in der Richtung des Jazz weiterentwickelt hatten, wurde nun ein neues Unterhaltungsprogramm gesucht. So wurde der erste große Rythm and Blues-Musiker Louis Jordan mit seinen Hits 'Caldonia', 'Saturday Night', 'Fish Fry' und 'Choo Choo Ch'Boogie' berühmt. Als Ersatzwort für 'Race Music' bezeichnete RnB die afroamerikanische Musik, schloss den Jazz aber aus. St. Louis, Chigaco und New Orleans waren die Schmelztiegel dieser neuen Richtung. R'n'B wurde mit Gospel verbunden und machte Ray Charles und Sam Cooke berühmt für die Entwicklung der Soulmusik. Bald spaltete sich auch der Soul auf und machte mit dem Genre Motown Künstler wie Stevie Wonder und Marvin Gaye berühmt. Vertreter des klassischen RnB sind Wynonie Harris, Clyde McPhatter, Bobby Blue, Bland, LaVernBaker, Ruth Brown und Louis Jordan. RnB wurde von 1960 bis Anfang der 1970er Jahre von weißen Künstlern wie den 'Rolling Stones', den 'Yardbirds' und Alexis Korner gespielt. Bis heute wird der RnB im Mainstream als afroamerikanische Musik bezeichnet. Popmusik wurde mit Soul kombiniert und in den 1980er und 1990er Jahren durch Michael Jackson, Whitney Houston, Maria Carey, Prince und Lionel Richie vertreten. Hip Hop und Popmusik erweiterten dieses Genre zum Contemporary R&B, Rhythm 'n' Beat und Rap 'n' Beat.

Musikalische Merkmale des RnB

Sextette und Quintette bestanden nun in den Großstädten aus ehemaligen Bigbands und spielten eine Begleitung zu einem neuen Klavierstil. Dabei wurde die linke Hand mit einer boogieartigen Bassbegleitung gespielt und die Rechte mit schnellen, triolisch geschlagenen Doppelgriffen. Blasinstrumente bekamen nun nicht mehr die aus dem Swing gewohnten Soli-Figuren, sondern die Funktion eines Rhythmus-Instrumentes. Shufflegrooves und gospelartige Verzierungen charakterisierten den Gesang von Sängern und Sängerinnen. Die in den Lyrics vertretenen sexuellen Anspielungen wurden als vulgär empfunden und verursachten eine eigene Entwicklung der Musikindustrie, die von größeren Labels wie 'Atlantic Records' gefördert worden konnte. Die schwarzen Künstler blieben zunächst finanziell benachteiligt. Dies änderte sich, als das Label 'Sun Records' in Memphis unter der Leitung von Sam Phillips schwarze Künstler wie B.B. King, Rufus Thomas und Johnny London unter Vertrag nahm. Hatte Phillips zunächst Elvis Presley und Jerry Lee Lewis gefördert, bekam er nun durch seinen vorherigen Erfolg eine neue Funktion. So konnte schon bald der Song 'Kansas City' in einer Version von Wilbert Harrison zum Welthit werden. Soul konnte sich erst in den 1960er Jahren etablieren, ließ aber eine niveauvolle Ausbildung und breite Vermarktung für diese Künstler zu.

Die ersten Erfolge des Rock'n'Roll

Bill Haley landete mit seinem Hit 'Rock Around The Clock' in der Mitte der 1950er Jahre bei einem großen Publikum einen Erfolg. Erstmals konnte das neue Lebensgefühl auch über Musik ausgedrückt werden. Rebellion gegen die Elterngeneration und ein Ausbrechen aus den gesellschaftlichen Konventionen konnte durch die Musik von Chuck Berry, Little Richard, Jerry Lee Lewis und den frühen Elvis Presley gelebt werden. Der Kleidungsstil passte sich mit langen Haaren dem Freiheitsgefühl an. Die Anhänger der McCarthy-Ära empfanden diese neue Jungendkultur als Bedrohung und assoziierten Skandale und Kriminalität mit dem Rock'n'Roll. Verhaftungen von Musikern wie Johnny Cash, Ray Charles und Carl Perkins erschütterten die konventionelle Elterngeneration und verschärften die Diskrepanzen. Pardox war, dass trotz aller Rebellion von Seiten der Künstler eine fromme Mentalität entstand, als Little Richard seine Überzeugung äußerte, der Rock'nRoll sei eine Erfindung des Teufels. Der tragische Flugzeugabturz von Big Bopper, Buddy Holly und Richie Valens im Jahr 1959 beendeten die rebellische Rock'n'Roll-Ära. Dennoch gab es in der Jugendgeneration ein starkes Bedürfnis nach Rebellion gegen Gesellschaftszwänge, sodass Jugendliche diese am Anfang der 1960er-Jahre in der Beatmusik fanden.

Northern Band Style und der Handjive

Mehrere Spielarten kategorisieren den Rock'n'Roll. Der Northern Band Style entstand ab dem Jahr 1952 und wurde von einem swingenden Big-Band-Sound dominiert. Ein markanter 4/4-Offbeat, Boogielinien und eine kleine Besetzung lassen ihn häufig mit dem Rockabilly verwechseln, der jedoch erst um das Jahr 1953 in den Südstaaten der USA entstand und mit Countrymusik fusioniert. Rockabilly wird mit geslapptem Kontrabass gespielt und wurde durch das Label Sun Records von Jerry Lee Lewis, Gene Vincent und Buddy Holly , aber auch Johnny Cash und Elvis Presley geprägt. Der Northern Style hingegen wurde durch Interpreten wie Billy Haley und Alan Dale populär. Der Handjive war ursprünglich eine reine Straßenmusik, zu denen Kindern in den Ghettos Abklatschreime und manchmal derbe Texte sangen. Er bezieht sich also auf Körperpercussion und wurde durch das Chess-Label mit einem neuen Sound geprägt. Der Car Sound begann durch die Chess-Veröffentlichung 'Maybelline' im Jahr 1955. In dem Song wird der Autokult der 1950er Jahre thematisiert und und das Bedürfnis nach Mobilität als neues Thema aufgegriffen. Die zweitsaitigen Bendings von Berrys Gitarre erinnern auch aufgrund der leichten Röhrenverzerrung des Verstärkers an ein Autohupen.

Doo Wop und Surfmusik

Der Schwarze Doo Wop setzt seinen Fokus auf mehrstimmige Gesangsarrangements und entwickelte sich in amerikanischen Großstädten in U-Bahnhöfen und Greyhound-Wartehallen. Balladen und schnelle Songs, reine A-Capella-Stücke und eine sanfte Instrumentalbegleitung charakterisieren dieses von Saxophon und Klavier begleitete Subgenre. 'The Penguins' und 'The Moonglows' sind Beispielbands. Im Gegensatz steht der Weiße Doo Wop, bei dem junge und weiße Amerikaner mit häufig italienischen Wurzeln versuchten, den Stil zu kopieren. Eine hohe Falsettstimme des Leadsängers wurde als Effekt später in der Surfmusik aufgenommen. Der New Orleans Sound ist durch das in hohen Lagen triolisch gespielte Klavier bekannt und wurde mit Fats Domino und Little Richard bekannt. Surfmusik zelebriert das Lebensgefühl in Kalifornien und wurde von 'The Beach Boys' etabliert. Dieses Genre dominierte in der britischen Beatmusik. Der Sound beruht auf Melodielinien in südkalifornischer-mexikanischer Tradition. Trompeten und eine Fender-Stratocaster-Gitarre mit Tremolohebel ermöglichten neue Klänge. Surf wurde aufgrund der experimentellen Drogenphase in der zweiten Hälfte der 1960er Jahre häufig in Psychedelischer Musik gespielt. Auch das später auftretende Genre Punkrock bediente sich an den Surfmusik-Elementen.

Teenage Rock'n'Roll und Twist

Um den Rock'n'Roll jedoch auch einem weißen Mittelklassenpublikum zugänglich zu machen, wurde von der Unterhaltungsindustrie gegen Ende der 1950er Jahre eine gebändigte Form des Rock'n'Roll erfunden: Der Teenage Rock'n'Roll. Er wurde durch traditionelle Kleidung wie Polohemden, Strickwesten und Krawatten modisch betont und von braven Interpreten wie Pat Boone, Paul Anka und Frankie Avalon auch der Elterngeneration akzeptabel verkauft. Der Twist bezeichnet ebenfalls ein Subgenre des Rock'n'Roll. Er ist ein Tanz, der nicht paarweise getanzt wird und durch den berühmten Hit 'Let's Twist Again' von Chubby Checker im Jahr 1961 populär wurde. Der Rock'n'Roll verlor zu Beginn der 1960er Jahre an seiner Beliebtheit und der Fokus wurde auf die Genres Country und Beat gerichtet. So entstand erst zu Beginn der 1980er Jahre durch die Band 'Stray Cats' eine Neo-Rockabilly Bewegung. Auch Psychobilly, Hellbilly, Horrorbilly, Alkabilly, Gothbilly und Speedbilly sind weitere Bezeichnungen dieses Subgenres.

Der Beat – eine Weiterentwicklung des Rock'n'Roll

Die musikalischen Merkmale der Beatmusik sind zwei- oder dreistimmiger Gruppengesang, die Verwendung von einer Lead- und Rhythmusgitarre, ein E-Bass, ein in zwei bis drei Teile gesplitteter Song und ein nicht swingender 4/4-Takt. Zunächst wurde er in London und Liverpool durch Schülerbands in kleinen Clubs und Pubs vertreten. Die Kleidung der Musiker war Straßen- oder Arbeitskleidung statt feiner Kostüme. Durch die Betonung des ersten Viertels wirkte der Beat gleichförmiger und homogener und unterschied sich von der Rhythmusfolge des Rock'n'Roll. Bekannt wurde der Beat durch Radio und Fernsehen. Der britische Radiosender BBC lud Gäste ein und auch der Soldatensender BFBS übertrug Beatmusik weltweit. Radio Luxemburg und der deutsche Fernsehsender Radio Bremen zeigten mit der Sendung 'Beat Club' im Jahr 1965 internationale Bands. In den Niederlanden sendeten Piratensender auf hoher See außerhalb der Hoheitsgewässer Beatmusik mit Werbung. 'Radio Veronica', 'Radio Caroline' und 'Radio Nordzee' gehörten ebenfalls dazu. Deutsche Bands wie 'The Lords' und 'The Rattles' entstanden und die 'Sputniks' und die 'Butlers' waren in der DDR vertreten. Ähnlich wie beim Rock'n'Roll wurde auch der Beat von der Elterngeneration aufgrund seiner rebellischen Charakterzüge abgelehnt. Berühmte Beatbands sind 'The Beatles', 'The Rolling Stones', 'The Who', 'The Animals', 'The Kinks', 'The Small Faces', 'The Monkees' und 'The Beach Boys'. Als diese britischen Bands ab der Mitte der 1960er Jahre in den USA erfolgreich wurden, sprachen viele von der British Invasion. Gegen Ende der 1960er Jahre wurde die Beatmusik zur Rockmusik und erst als Retrowelle zu Beginn des 21. Jahrhunderts durch Bands wie 'The White Stripes' und 'The Hives' wieder neu aufgegriffen.

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