Bob Dylans "Murder Most Foul"

Als einer der einflussreichsten Musiker des 20. Jahrhunderts ist Dylan für seine poetischen Neuschöpfungen bekannt und erhielt im Jahr 2016 als erster Musiker den Nobelpreis für Literatur. Am 7. März 2020 veröffentlichte Dylan ein lyrisches Gedicht mit dem Titel "Murder Most Foul" und landete auf Platz eins der Billboard Charts.

17 Minuten über den Moment, an dem der Schuss fiel

Er reflektiert die Ermordung John F. Kennedys am 22. November 1963. In einer Mischung aus Rezitativ und Gesang führt Dylans raue Stimme durch den Song und wird zu seichtem Klavierklang und Streichern begleitet. Spannung baut sich langsam auf und hält sich über den gesamten Song in einer Länge von 17 Minuten. Leichter Beckenklang und eine soft gespielte Snare vernimmt man im Hintergrund, doch vielmehr geht es um den Inhalt des Songs. Dylan stellt ihn seinen Fans als Ballade vor, die er vor einer Weile aufgenommen hat und auch aufgrund seiner epischen Länge nun veröffentlicht.

Man habe während des Corona-Shutdowns nun schließlich Zeit, sich dieses Werk anzuhören, meinen viele Kritiker-Stimmen. Doch obwohl das Kennedy-Attentat bereits vor über einem halben Jahrhundert geschah, treffen die Zeilen den Nerv der Zeit.

"What is the truth, and where did it go?" Universelle und allgegenwärtige Fragen stellt der Singer/Songwriter. Der Zuhörer kann sich nun seine Interpretation gestalten und Dylans Text auf die Donald-Trump-Ära, die Corona-Krise oder den CIA-Komplott beziehen.

"The place where faith, hope, and charity died" wird als metaphorischer Ort gekennzeichnet. Bezüge zu den 'Beatles' führen durch die Zeitleiste der Entwicklung von der amerikanischen Geschichte und der mit ihr verknüpften Mentalität der amerikanischen Bevölkerung, die sich auf die gesamte Welt überträgt.

'Woodstock', Blues und Hippie-Träume – diese freigeistige Einstellung erlebte seinen Höhepunkt zwar erst nach dem Kennedy-Attentat, doch laut Dylan scheint die „gute Seele“ Amerikas mit dem Tod JFKs verloren gegangen zu sein, wenn er singt: „His soul's not there where it was supposed to be at/ For the last fifty years they've been searchin' for that".

Die Hoffnung auf eine positive Wandlung wird jedoch niemals aufgegeben.