Interview mit dem Blues-Gitarristen Richie Arndt

Der ostwestfälische Gitarrist, Singer und Songwriter Richie Arndt ist mehrfacher Gewinner des German Blues Awards. Seine Leidenschaft für Blues und American Rootsmusic spiegelt sich in akustischen Balladen und rockigem Blues wider. Auftritte auf Festivals vor über 15000 Zuschauern, Clubkonzerte und Tourneen in Deutschland, Russland, Österreich, Polen, Italien, Schweiz, Frankreich und Irland gehören zu seinem bisherigen Programm. Der Gesamtschullehrer für Deutsch und Musik erzählt von seinen Projekten und wie sich seine Leidenschaft mit dem geregelten Lehrerberuf kombinieren lässt.

Passionierter Lifestyle

Im Namen des Blues

„Seit Jahren bin ich immer mit meinen Bands unterwegs. Das ist mein Hauptmetier. Ich spiele seit einiger Zeit mit dem Gitarristen Gregor Hilden zusammen, mit dem ich auch eine Duo-Akustik-CD aufgenommen habe. Aber ich bin auch mit meinem 'Mississippi – Songs Along The Road'-Projekt unterwegs. Es ist ein Bericht über meine Reise in die USA, die ich im Jahr 2014 unternommen habe. Es war eine Reise zu den Wurzeln des Blues. Bei der Show präsentiere ich Bilder, lese und spiele Songs.“

Die Gitarren

„Ich spiele hauptsächlich meine Fender Stratocaster. Die ist seit vielen Jahren mein Lieblingsinsturment. Die Fender Telecaster und eine Gibson ES 335, aber auch Resonatorgitarren aus Holz und Metall gehören zu meinen Instrumenten. Eine Bariton-Resonatorgitarre wurde speziell für mich gebaut. Sie ist in C gestimmt. Bei meinen akustischen Songs spiele ich eine Westerngitarre und ganz selten auch eine Klassikgitarre. Es sammeln sich immer mal wieder Gitarren an, aber wenn es so viele werden, dass ich sie nicht mehr spielen kann, verkaufe ich sie wieder. Ich finde es blöd, wenn sie nur herumstehen. Ich bin also kein Sammler.“

Die glückliche Lehrerposition

„Weil ich Lehrer bin, toure ich nicht im klassischen Sinn. In der Woche trete ich nur auf, wenn ich nicht länger als eine Stunde fahren muss. Meine Auftritte lege ich auf die Wochenenden und in die Ferien. Ich kriege zwar auch viele Anfragen unter der Woche, aber das geht leider nicht. Ich muss da ziemlich selektieren, aber das ist eine glückliche Position. Ich muss nicht von der Musik leben und kann mir aussuchen, wozu ich Lust habe. Vom 'Hut rumgehen lassen' kann keine Band existieren. Aus der Nummer bin ich als Lehrer glücklicherweise raus.“

Das Publikum

„Mein Publikum wechselt je nach Programm. Blues- und Rockfans kommen zu den Bandkonzerten, bei der Mississippi-Tour sitzen eher Reisefreunde im Publikum. Es sind eher ältere Leute, die sich für die Geschichte der USA und die nicht klassischen Reiseziele interessieren. Dadurch ergeben sich neue Fans – nicht unbedingt Jugendliche, sondern Leute, die über den Bericht zum Blues kommen.“

Die Musik-Produktion

„Ich liebe es, Musik zu produzieren, aber es ist anstrengender als live zu spielen. Es ist einfach nervenaufreibender, etwas Neues entstehen zu lassen. Man hat Selbstzweifel und ist mental extrem gefordert. Aber es macht Spaß, wenn das Ergebnis gut ist und wenn man sich drüber freuen kann. Natürlich ist es auch eine finanzielle Frage. Wenn man ein Studio mietet, muss man die Finanzen im Überblick behalten. Meine CDS produziere ich mit dem Label 'Fuego' aus Bremen, das meine Songs auch Online vertreibt.“

Digitales Marketing vs. Print

Ich versuche, meine Fans über das Internet auf dem Laufenden zu halten, aber beim Stichwort 'digitales Marketing' bin ich nicht so sehr im Thema. Ich blogge und poste nicht. Das fällt mir einfach schwer, weil es zeitaufwendig und nicht wirklich meine Welt ist. Ich komme aus einer anderen Generation. Der Großteil der Leute kommen zu meinen Konzerten, weil sie sich für die Musik interessieren. Drei von Hundert Leuten sind über Facebookeinladungen da. Die meisten lesen von meinen Auftritten in der Zeitung.“

Den Moment genießen

„Ich liebe es einfach, auf der Bühne zu stehen und vor Menschen zu spielen. Handykameras irritieren mich. Warum hören die nicht einfach zu? Klar, sie versuchen, den Moment einzufangen, aber irgendwie geht das glaube ich nicht. Es wäre viel besser, wenn sie den Moment genießen würden.“

Streaming vs. Langspielplatte

„Ich versuche, für CDs zu produzieren und nicht für's Streaming. Gestreamte Musik wird anders gemastert und produziert. Sie ist zusammengepresst, viel zu laut abgemischt und das hat Konsequenzen, die ich musikschadend finde. Wenn Dynamik in der Musik ist, in einem ruhigen Raum bei einem Konzert zum Beispiel, dann kann man das hören.“

Songwriting

„Ein Song entsteht bei mir auf unterschiedliche Art und Weise. Entweder setze ich mich mit Muße an die Gitarre und mir fällt etwas ein oder ich muss mich dazu zwingen. Ich kann am besten unter Druck arbeiten. Manchmal habe ich aber auch eine tolle Idee und nehme sie schnell mit dem Handy auf. Bei Coversongs versuche ich immer etwas Eigenes draus zu machen – mit meinen Mitteln, Instrumenten und Farben.“


Richie Arndt plays his original 1956 Fender Stratocaster - Two Tone Sunburst

 


Weitere Informationen über Richie Arndt finden Sie auf der Seite www.richiearndt.de

Bildquelle: Manfred Pollert und Richie Arndt